Die wichtigsten Indikatoren nachhaltiger Mobilität
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Warum sind Indikatoren wichtig?
Für einen nachhaltigen städtischen Mobilitätsplan sind messbare Ziele entscheidend. Dies setzt wiederum eindeutige und quantifizierbare Indikatoren voraus, die widerspiegeln, ob die Maßnahmen und Maßnahmenpaket erfolgreich umgesetzt wurden. Indikatoren sind also klar definierte Kennzahlen, die auf Datensätzen beruhen. Sie zeigen an, ob es einen Fortschritt bei der Zielerreichung gibt und wie groß dieser Fortschritt ist, beziehungsweise, ob durch zusätzliche Maßnahmen nachgesteuert werden muss.
Es gibt eine Unterscheidung zwischen strategischen und maßnahmenbezogenen Indikatoren. Bei den strategischen Indikatoren geht es darum, die Gesamtleistung der Mobilitätsplanung zu messen. Dies ist vor allem für die vierte Phase des Plans – Monitoring und Evaluation – wichtig. Diese Indikatoren sollten Sie bei der Entwicklung von Strategie und Leitbild für das gesamte Projekt mitdenken. Die Indikatoren für einzelne Maßnahmen zeigen den Fortschritt auf detaillierterer Ebene. Diese Indikatoren sollten Sie bei der Festlegung der Maßnahmenpakete definieren.
Da die Indikatoren einer nachhaltigen Mobilitätsplanung eng mit den Leitzielen, der grundsätzlichen Ausrichtung und der Ressourcenplanung verknüpft sind, sollten Sie diese frühzeitig berücksichtigen. Am besten wählen und definieren Sie bereits in der Phase der Strategieentwicklung die Indikatoren, die zu den individuellen Gegebenheiten Ihrer Stadt passen.
Was sind SUMI?
Indikatoren für nachhaltige städtische Mobilität (Englisch: Smart Urban Mobility Indicators, SUMIs) sind grundsätzlich Kennzahlen zur Bewertung nachhaltiger Mobilität in Städten. Hierfür wurde auf europäischer Ebene ein anspruchsvolles Indikatorenset entwickelt, in dem unter anderem Themen berücksichtigt werden wie:
- Anzahl der Todesfälle im Verkehr im Stadtgebiet
- Verkehrssicherheit im Fuß- und Radverkehr
- Anteil der Bevölkerung mit gutem Zugang zum öffentlichen Nahverkehr
- Erschwinglichkeit des öffentlichen Nahverkehrs für die Bevölkerungsgruppe mit dem niedrigsten Einkommen
- Erreichbarkeit des öffentlichen Nahverkehrs für Bevölkerungsgruppen mit eingeschränkter Mobilität
- Zufriedenheit mit dem öffentlichen Nahverkehr
- Lärmbelästigung
- Treibhausgasemissionen aller Verkehrsträger
- Luftschadstoffemissionen
- Staus und verkehrsbedingte Verzögerungen
- Energieeffizienz im Verkehrssektor
- Infrastrukturen und Angebote für eine aktive Mobilität
- Integration verschiedener Verkehrsmittel
Wichtig
Die konkrete Berechnungsmethodik der europäischen SUMI-Indikatoren wird aktuell (Stand Frühjahr 2024) überprüft und gegebenenfalls angepasst. Als Inspiration für Kommunen, die Indikatoren für ihren Planungsprozess definieren möchten, kann diese Liste aber sehr gut dienen.
Tipp
Wählen Sie insbesondere auf strategischer Ebene eine überschaubare Anzahl Indikatoren aus. Das erleichtert die Umsetzung bei begrenzten Ressourcen und bei weniger umfassenden Datensätzen. Welche Indikatoren Sie in Ihr Projekt aufnehmen, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Unter anderem sind die Größe des Umsetzungsteams, die Ausgestaltung und Anzahl der Maßnahmen, die vorhandenen Finanzmittel sowie die Verfügbarkeit und Qualität der Daten entscheidend. Erfahrungsgemäß sind zwischen zehn und 20 Indikatoren sinnvoll und umsetzbar.
Forschungsprojekt „Indikatoren nachhaltiger urbaner Mobilität“ des BMDV
Es gibt Überlegungen, dass vor allem größere Städte in der Europäischen Union ein Kern-Set an gleichen Indikatoren nachhaltiger städtischer Mobilität anwenden sollten. Der Vorteil wäre, dass so eine Vergleichbarkeit unter deutschen Kommunen möglich wäre, um den Austausch und gegenseitiges Lernen zu fördern. Diesbezüglich gibt es aber noch keine verpflichtenden Vorgaben.
Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) fördert den Austausch und Dialog zwischen verschiedenen deutschen Städten, Gemeinden und Bundesländern. Das Bundesministerium finanziert ein dazugehöriges Forschungsprojekt, welches EU-kompatible aber gleichzeitig an die deutschen Gegebenheiten angepasste Indikatoren entwickeln soll.
Das Projekt „Indikatoren nachhaltiger urbaner Mobilität“, läuft von November 2022 bis Oktober 2024 unter der Leitung von Rupprecht Consult zusammen mit dem Deutsches Institut für Urbanistik, kurz DIfU, der Technischen Universität in Dresden und dem VDI/VDE-IT. Als Projektgrundlage dienen die europäischen SUMI, Indikatorensets in der wissenschaftlichen Literatur sowie Indikatoren, die bereits jetzt in deutschen Kommunen zur Anwendung kommen.
Im Rahmen des Projekts wurde eine deutschlandweite Umfrage durchgeführt, bei der unter anderem nach thematischer Priorisierung und Datenverfügbarkeit in deutschen Städten gefragt wurde. Vom 4. April bis zum 6. Juni 2023 fand diese bundesweite Online-Befragung statt, an der sich deutsche Städte und Kommunen beteiligen konnten. Daran anschließend fand im April 2024 ein Workshop mit Vertreterinnen und Vertretern deutscher Kommunen, Bundesländer und kommunaler Spitzenverbände statt, die erste Vorschläge für ein deutsches Indikatoren-Set diskutierten.
Ziel des Forschungsprojekts ist es, Indikatoren zu entwickeln, die aus Sicht deutscher Städte und Gemeinden relevant sind, und die in der Praxis angewendet werden können – insbesondere bei der Erstellung, Umsetzung und beim Monitoring eines nachhaltigen städtischen Mobilitätsplans.
Die Ergebnisse der Studie sollen bald in einem Leitfaden festgehalten werden. In ihm sollen Kommunen eine Reihe von Indikatoren zur Verfügung gestellt werden, mit denen sie ihren Fortschritt auf dem Weg zu mehr nachhaltiger Mobilität zuverlässig messen können. Jeder Indikator wird einen eigenen Steckbrief erhalten. Außerdem werden aus den Ergebnissen sowohl Handlungsempfehlungen für Kommunen als auch für das Bundesverkehrsministerium und Fachverbände abgeleitet.
Sobald Ergebnisse, Leitfaden und Steckbriefe vorliegen, werden Ihnen diese Informationen hier zur Verfügung gestellt.